Digest zum Zweiten Netzwerktreffen vom 07.03.24
(27.05.2024) Wie beim letzten Netzwerktreffen besprochen wurde, sollen auf der Website nach jedem Treffen des Netzwerks kurze Zusammenfassungen der Treffen veröffentlicht werden. Ohne viele weitere Worte deshalb hier das Digest des letzten Treffens. Ganz besonderer Dank geht an Benjamin Schäfer, der sich die Mühe gemacht hat, die folgenden Zeilen zu schreiben.
Am 7. März 2024 stand das zweite Treffen unseres Netzwerks GameLabs an Hochschulen auf dem Plan, bei dem uns Prof. Dr. Adrian Hermann an der Universität Bonn empfangen sollte. Leider mussten wir das Treffen aufgrund des Bahnstreiks in den virtuellen Raum verlegen. Damit fielen die Besichtigung des GameLabs, sowie der geplante Besuch im C64-Labor von Prof. Dr. Dr. Stephan Höltgen aus. Der Besuch wird beim dritten Netzwerktreffen im Herbst dieses Jahres nachgeholt.
Auf der Agenda des Treffens standen die Vorstellung der Homepage, die Präsentationen von fünf GameLabs, eine Diskussion zu den Forderungen des GAME, sowie ein Einblick in die didaktischen Konzepte des Bachelorstudiengangs Games Engineering an der Universität Würzburg durch Prof. Dr. Sebastian von Mammen.
Homepage und Selbstverständnis des Netzwerks
Michael Mosel von der Universitätsbibliothek Marburg, der die Gründung des Netzwerks „GameLabs an Hochschulen“ maßgeblich vorangetrieben hat, stellt die von ihm erstellte Homepage vor. Zum Start beinhaltet diese eine Mitgliederliste und eine kurze Beschreibung zur Aufgabe des Netzwerks.
Zugleich wurde von Greta Hoffmann vom Cologne Game Lab ein Discord-Server eingerichtet, der auf Anfrage allen Interessierten offensteht, die sich mit denselben Fragestellungen konfrontiert sehen. Eben dieses Selbstverständnis wurden von allen Anwesenden mit dem Ergebnis diskutiert, dass das Netzwerk eine offene Plattform für alle darstellt und transparent mit seiner Arbeit und Konsensfindung umgeht.
Ein konkretes Ergebnis dieser Diskussion stellt dieses Digest des Protokolls dar. Um die nötige Transparenz zu erhalten, werden nicht nur die Tagesordnungspunkte auf der Homepage im Vorlauf eines Treffens angekündigt, sondern im Nachgang das Protokoll leserlich zusammengefasst.
Vorstellung der Game Labs
GameInnovationLab der Universität Bayreuth
Robin Hädicke stellt das GameInnovationLab (GiL) vor, das seit 2015 an der Professur von Jochen Koubek gegründet wurde und aktuell in die Lehre von drei Studiengängen angebunden ist. Hier unterstützt das GiL die Studierenden durch Coachings bspw. im agilen Projekmanagement und durch außeruniversitäre Kooperationen mit (über)regionalen Unternehmen und Stakeholdern.
Zudem stellt das GiL eine technische Infrastruktur, die Studierenden die Entwicklung von Spielen ermöglicht. Hierzu zählen aktuell Kameras, Brillen etc. zur Entwicklung von Mixed Reality-Anwendungen. Ein weiterer Eckpfeiler des GiL stellt die Pflege einer lebendigen Spielkultur dar. Durch eine Vielzahl an Events wie GameJams, Spieleabende oder Playtests ermöglicht das GiL Studierenden und der regionalen Entwicklercommunity ihre Spiele vorzustellen und in Kontakt zu kommen.
Website: GameInnovationLab
Itch.io-Account: GameInnovationLab
Game Lab der Universität Siegen
Timo Schemer-Reinhard führt uns mit einem historischen Abriss durch die Höhen und Tiefen des GameLab bis zur aktuellen Neugründung im Jahr 2024. In den Jahren vor der Neugründung wurden immer wieder Konsolen und Spiele angeschafft, es gab aber keinen festen Ort für die Ausstattung. Über die Jahre wurden viele spielkulturellen Veranstaltungen durchgeführt wie Playin‘ Siegen, Studierenden Initiative USK57, Spieleabende, Gründung von GamesCoop und des Journals Spiel|Formen.
Über eine Projektinitiative hat das GameLab eine temporäre Finanzierung und Raumzusage seitens der Universität Siegen bekommen und kann so Studierenden das GameLab einen Ort zur Rezeption von Spielen bereitstellen. In den Medienwissenschaften konnten Game Studies in den praxisorientierten Curriculum integriert werden und ein Nebenfach „Play und Game Studies“ etabliert werden.
GameLab Universität Würzburg
Sebastian von Mammen gibt uns einen Einblick in das GameLab der Universität Würzburg, das einerseits an seiner Professur hängt, andererseits dient es als Sammelbegriff für Personen und Institutionen, die sich mit Games beschäftigen, darunter: Universitätsbibliothek Würzburg, Retro Computing Lab und die Professur Games Engineering.
Einige im GameLab angesiedelten Forschungsprojekten beschäftigen sich mit Serious Games im Generellen mit Schwerpunkt in der Pädagogik und der Nutzung von Wissensgraphen und der Zusammenführung in einer „unified game ontology“.
In der Lehre bietet das GameLab verschiedene Kurse in Bachelor- wie auch Masterstudiengängen an. Grundlegend liegt der Fokus hier auf der Anwendung von komplexen Systemen. Gleichzeitig sind Studierende eine treibende Kraft für die spielkulturelle Dimension bei der Organisation von bspw. Hackathons.
Game Lab der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Andreas Sieß wollte im Rahmen des Netzwerktreffens das Game Lab der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg vorstellen. Aufgrund des Bahnstreiks konnte er leider nicht teilnehmen und die Vorstellung wurde auf eines der nächsten Treffen verschoben.
Bonn Lab for Analog Games and Imaginative Play der Universität Bonn
Da der Besuch bei Adrian Hermann in Bonn eine Führung des GameLab beinhaltet hätte, umreißt er nur kurz die Eckpunkte, um den Rest beim Nachholtermin zu zeigen.
Der Forschungsschwerpunkt liegt seit 2019 auf Imaginative Play und nicht digitalen Tabletop-Rollenspielen. In einem Raum an der Universität Bonn befindet sich eine Bibliothek zu deutschsprachiger RPG-Literatur. Des Weiteren widmen sich aktuell drei Projekte der Rollenspielwelt von „Das Schwarze Auge“ und das Game Lab kooperiert mit der Firma EduTale. Zusätzlich besteht großes Interesse an den Themen Barrierefreiheit und Accessibility.
Diskussion der fünf Forderungen des game Verbands
Time Schemer-Reinhard hat diesen Tagesordnungspunkt eingebracht und vorab seine Gedanken mit dem Netzwerk geteilt. Beim Treffen klärten uns weitere Teilnehmer:innen über die Entstehung und bisherige Diskussion rund um die Forderungen des game auf. Der Konsens bildete sich, dass das Netzwerk basierend auf Timo Schemer-Reinhards Gedanken und Formulierungen zu den fünf Forderungen Stellung nimmt.
In einem weiteren Schritt formuliert das Netzwerk in naher Zukunft eigene Forderungen bzw. Vorschläge, die den Umgang und Zugang zu Computerspielen und die Computerspielforschung betreffen, darunter: Anpassung des Urheberrechts, Erweiterung der Bezahlmodalitäten, Stärkung des Mittelbaus für den Betrieb von Game Labs und die Problematik der Archivierbarkeit von Computerspielen.
Didaktische Konzepte zur Engine-Lehre
Unsere zentralen Inputs beim Netzwerktreffen kommen von Sebastian von Mammen (Universität Würzburg) und Sebastian Krois (Universität Paderborn) zu deren jeweiligen Vorgehen und Erfahrung in der Lehre von Engines zur Spieleprogrammierung.
Games Engineering, B.Sc. (Universität Würzburg)
Sebastian von Mammen zeigt uns den Curriculum des Bachelor-Hauptfaches Games Engineering. Dieser richtet sich Studierende mit Vorerfahrungen und Kenntnissen in Programmierung und Mathematik. Ebenso nutzt er die Motivation durch den direkten Einstieg in eine Engine anstatt das nötige Wissen von Grund auf zu vermitteln (Bottom-Up-Ansatz).
In drei zentralen Kursen, die jeweils über zwei Semester laufen, lernen Studierende a) den Umgang mit einer Engine und die Umsetzung einer Idee in ein Konzept sowie iteratives Arbeiten und das Erstellen einer Produktionspipeline inkl. Dokumentation, Playtesting und Polishing; b) die Architektur einer Engine zu verstehen und in einem konkreten Beispiel die Bedürfnisse eines Stakeholders zu verstehen und diese im Hinblick auf Algorithmen, User Interfaces und Data Management umzusetzen; c) selbst eine Engine und ein Spiel in der Programmiersprache C++ zu entwickeln.
Praxisseminar zum Projektmanagement in der Games-Industrie (Universität Paderborn)
Sebastian Krois betreut ein freiwilliges Praxisseminar, das über zwei Semester läuft, und über das Studium Generale mit ECTS-Punkten vergütet wird und Studierenden aller Fachrichtungen offensteht. Die Entwicklung umfasst fünf Departments, die von Studierenden ausgefüllt werden, um ein Spiel zu entwickeln. Dabei arbeiten die Studierenden mit Krita (Rastergrafik), Blender (3D-Modelling), Fmod (Soundeffekte), Unity (Game-Engine) und GIT (Version Control System).
Im ersten Semester bekommen Studierende eine theoretische Einführung in die Umsetzung und das Prototyping sowie praktische Einführungen in die oben genannten Programme. Im zweiten Semester wird das Projekt zu Ende gebracht und in einer abschließenden GameJam präsentiert. Erfahrungswerte zeigen, dass Studierende sich mit Fragen zurückhalten und dahingehend vom Orga-Team abgeholt werden müssen.
Abschluss
Das nächste Treffen des Netzwerks wird nach einer kurzen Abstimmung bereits im September / Oktober stattfinden. Ein Termin rund um die Tagung der Gesellschaft für Medienwissenschaften in Mainz und der „Spiel“ in Essen wird angestrebt. Da unser Besuch des Bonn Lab for Analog Games and Imaginative Play von Adrian Hermann wegen des Bahnstreiks ausfallen musste, lädt Adrian Hermann uns im September erneut zu sich ein.